
Mikronährstoffe für Frauen
Autor: Dr. Dorothea PortiusProdukt: Eisen
Warum ihr Nährstoffbedarf besonders ist – und wie er sich im Laufe des Lebens verändert
Frauen haben in jeder Lebensphase besondere Ernährungsbedürfnisse – vom Wachstum in der Jugend über Schwangerschaft und Stillzeit bis hin zu den Wechseljahren und dem höheren Alter. Doch warum unterscheidet sich ihr Mikronährstoffbedarf so deutlich von dem der Männer? Hormonelle Schwankungen, menstruationsbedingte Nährstoffverluste und ein verändertes Stoffwechselprofil machen eine gezielte Nährstoffzufuhr essenziell.
In diesem Artikel erfährst du, welche Mikronährstoffe Frauen besonders brauchen und wie sie sich in den einzelnen Lebensabschnitten optimal versorgen können.
Warum Frauen einen besonderen Mikronährstoffbedarf haben
Während viele Ernährungsempfehlungen geschlechtsneutral formuliert sind (vor allem diese auf den Sozialen Medien und Trendzeitschriften), zeigen aktuelle Forschungen, dass Frauen aufgrund biologischer Unterschiede spezifische Anforderungen an ihre Nährstoffzufuhr haben.
Hormonelle Schwankungen: Östrogen und Progesteron beeinflussen die Aufnahme und Verwertung von Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium und Eisen.
Blutverluste durch Menstruation: Frauen verlieren regelmäßig Eisen, was den Bedarf im Vergleich zu Männern deutlich erhöht.
Schwangerschaft & Stillzeit: Die Nährstoffversorgung muss nicht nur den eigenen Körper, sondern auch das heranwachsende Baby sicherstellen.
Wechseljahre & Knochengesundheit: Der sinkende Östrogenspiegel führt zu einem verstärkten Knochenabbau und erhöht das Risiko für Osteoporose.
Stoffwechsel & Körperzusammensetzung: Frauen haben im Durchschnitt eine höheren Anteil Fettmasse und eine geringere Muskelmasse als Männer, was den Energie- und Proteinbedarf beeinflusst.
Die wichtigsten Mikronährstoffe für Frauen in jeder Lebensphase
Kindheit & Jugend: Fundament für ein gesundes Leben
Mädchen im Wachstum benötigen eine Vielzahl an Mikronährstoffen, um körperliche und kognitive Entwicklungsprozesse zu unterstützen:
Eisen: Der Eisenbedarf steigt mit Beginn der Menstruation. Ein Mangel kann Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Immunschwäche verursachen.
Kalzium & Vitamin D: Wichtig für den Knochenaufbau, um Osteoporose im Alter vorzubeugen. Denn bis Anfang der 20iger Jahre kann die Knochendichte noch aufgebaut werden.
Zink & B-Vitamine: Unterstützen das Immunsystem, die Zellteilung und die Hautgesundheit.
Ernährungstipps: Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, grünes Blattgemüse und viel Sonnenlicht in den Sommermonaten ausnutzen.
Fruchtbaren Jahre: Unterstützung für Hormonhaushalt & Schwangerschaft
Erste Zyklushälfte (Follikelphase, Tag 1–14): Energieaufbau & Hormonproduktion
Während der Menstruation und der anschließenden Phase des Follikelwachstums sind folgende Nährstoffe entscheidend:
Eisen (15–18 mg/Tag): Durch den Blutverlust während der Menstruation sinken die Eisenspeicher, was Müdigkeit und Konzentrationsprobleme verursachen kann. Besonders gut verwertbar ist Eisen aus tierischen Quellen wie rotem Fleisch, aber auch Hülsenfrüchte; Kürbiskerne oder Haferflocken.
Vitamin C: Fördert die Eisenaufnahme und stärkt das Immunsystem. Beeren, Zitrusfrüchte, Paprika und Brokkoli sind reich an Vitamin C.
Omega-3-Fettsäuren: Reduzieren Entzündungen und Krämpfe während der Menstruation. Sie sind in fettem Fisch, Leinsamen und Chiasamen enthalten.
Magnesium: Lindert Muskelkrämpfe und wirkt entspannend auf das Nervensystem. Dunkle Schokolade (Kakaonibs), Nüsse und Vollkornprodukte sind gute Magnesiumquellen.
Ernährungstipp: Eine eisenreiche Ernährung in Kombination mit Vitamin-C-haltigen Lebensmitteln verbessert die Eisenaufnahme. Ebenso vermeide Kaffee oder Tee mit dem Mahlzeiten zu trinken, denn die darin enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) hemmen dessen Aufnahme.
Zweite Zyklushälfte (Lutealphase, Tag 15–28): Stoffwechselaktivität & Hormonregulation
Nach dem Eisprung bereitet sich der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor. In dieser Phase ist der Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen erhöht:
Vitamin B6: Fördert die Progesteronproduktion und hilft, Stimmungsschwankungen und PMS-Symptome zu reduzieren. Gute Quellen sind Bananen, Kartoffeln und Lachs.
Kalzium & Vitamin D: Unterstützen die Knochengesundheit und können PMS-Beschwerden lindern. Kalziumreiche Lebensmittel sind Milchprodukte, Mandeln und grünes Blattgemüse, aber auch Mineralwässer können einen Beitrag leisten.
Zink (8–12 mg/Tag): Stärkt das Immunsystem und reguliert den Hormonhaushalt. Zinkreiche Lebensmittel sind Fleisch, Fisch, Kürbiskerne und Linsen.
Komplexe Kohlenhydrate: Stabilisieren den Blutzucker und reduzieren Heißhungerattacken. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse sind gute Optionen.
Ernährungstipp: Frauen mit starkem PMS können von einer Ernährung mit weniger raffiniertem Zucker und mehr Omega-3-Fettsäuren (ggf. Supplementierung) profitieren.
Frauen im gebärfähigen Alter haben einen erhöhten Bedarf an bestimmten Mikronährstoffen, wenn sie schwanger werden möchten:
Folsäure (Vitamin B9): Senkt das Risiko für Neuralrohrdefekte beim Baby (400–600 µg pro Tag empfohlen).
Eisen: Der tägliche Bedarf steigt in der Schwangerschaft auf 27 mg, um die erhöhte Blutproduktion zu unterstützen.
Jod: Unverzichtbar für eine gesunde Schilddrüsenfunktion und die kognitive Entwicklung des Kindes.
Omega-3-Fettsäuren (DHA): Fördern die Gehirnentwicklung des Babys und unterstützen das Herz-Kreislauf-System der Mutter.
Ernährungstipp: Fisch (Lachs, Makrele), Eier, Vollkornprodukte und jodiertes Salz helfen, die Nährstoffversorgung sicherzustellen.
Wechseljahre: Schutz vor Osteoporose & Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Mit der Menopause sinkt der Östrogenspiegel, was Auswirkungen auf Knochengesundheit und Stoffwechsel hat:
Kalzium & Vitamin D: Unverzichtbar zur Vorbeugung von Osteoporose.
Magnesium: Unterstützt Muskelfunktion und hilft bei Schlafproblemen.
Vitamin K2: Fördert die Kalziumeinlagerung in die Knochen und schützt vor Gefäßverkalkungen.
Phytoöstrogene (z. B. aus Soja & Leinsamen): Können Hitzewallungen und hormonelle Beschwerden lindern.
Ernährungstipp: Tofu, fermentierte Sojaprodukte, Nüsse und grünes Gemüse sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
Seniorenalter: Erhalt der Vitalität & Knochengesundheit
Mit zunehmendem Alter nehmen die Nährstoffaufnahme und die Muskelmasse ab. Folgende Mikronährstoffe sind besonders wichtig:
Vitamin B12: Eine verminderte Aufnahme kann zu Gedächtnisproblemen und Müdigkeit führen.
Vitamin D & Kalzium: Reduzieren das Risiko für Stürze und Frakturen.
Antioxidantien (Vitamin C, E, Selen): Schützen die Zellen vor oxidativem Stress und stärken das Immunsystem.
Ernährungstipp: Eine Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Nüssen und Fisch fördert die Gesundheit im Alter.
Frauen brauchen eine gezielte Nährstoffversorgung
Frauen haben nicht nur in jeder Lebensphase unterschiedliche Mikronährstoffbedarfe, sondern auch innerhalb ihres Menstruationszyklus. Eine bewusste Ernährung, die den hormonellen Schwankungen Rechnung trägt, kann dazu beitragen, Energielevel, Stimmung und Wohlbefinden zu optimieren.
Eine bunte und vielseitige Ernährung liefert nicht nur essenzielle Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch eine Vielzahl sekundärer Pflanzenstoffe. Diese bioaktiven Verbindungen – wie Flavonoide in Beeren, Isoflavone in Soja oder Carotinoide in Karotten – spielen eine zentrale Rolle für die hormonelle Balance, die Immunabwehr und den Zellschutz. Sie wirken antioxidativ, entzündungshemmend und unterstützen auf natürliche Weise den Hormonhaushalt.
Daher gilt: Je bunter der Teller, desto besser die Nährstoffversorgung. Eine abwechslungsreiche Mischung aus frischem Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und gesunden Fetten sorgt nicht nur für die optimale Aufnahme aller essenziellen Mikronährstoffe, sondern auch für eine Vielzahl gesundheitsfördernder Pflanzenstoffe, die langfristig das Wohlbefinden unterstützen.
Referenzen
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